Angst vor dem Zahnarzt

„Was Eltern tun können“

Wer kennt es nicht, dieses eigenartige Gefühl, das auch Erwachsene vor einem Zahnarztbesuch beschleicht. Diese Angst, die dann oft auch auf die Kinder übertragen wird.
Wir befragen Dr. Thomas Bischof, Geschäftsführer der Zahnprophylaxe Vorarlberg, was Eltern tun können, um ihren Kindern dieser Angst vorzubeugen oder sie ihnen zu nehmen.

 

Kann man Kinder auf einen Zahnarztbesuch vorbereiten?

Dr. Bischof: Es ist unbedingt notwendig Kinder frühzeitig auf Zahnarztbesuche vorzubereiten. Beginnen sie schon beim ersten Milchzahn mit dem Zähneputzen. Machen sie die Zahnpflege zum täglichen Ritual. Das Kind gewöhnt sich daran seinen Mund zu öffnen und lässt in seinem Mund etwas geschehen.

Soll man über den Zahnarztbesuch sprechen?

Dr. Bischof: Sprechen sie mit ihrem Kind am besten schon positiv über einen Zahnarztbesuch bevor er notwendig ist. Bilderbücher, Hörkassetten oder kleine Rollenspiele können hier sehr unterstützend sein. Wecken sie die Neugier des Kindes.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für den ersten Zahnarztbesuch?

Dr. Bischof: Nehmen sie ihr Kind so früh wie möglich zum Zahnarzt mit. Lassen sie sich zum Beispiel zu einer Kontrolluntersuchung begleiten. Dabei kann es das Praxisteam, die neue, ungewohnte Umgebung, Geräusche, Gerüche usw. kennenlernen, ohne dabei selbst eine Rolle zu spielen. Möglichst früh – ab etwa 3 – 4 Jahren – sollte mit professioneller Zahnreinigung beim Zahnarzt begonnen werden. Dadurch gewöhnt sich Ihr Kind an zahnärztliche Behandlung, ohne dass gebohrt wird.

Was mache ich, wenn ich selber große Angst vor Zahnarztbesuchen habe?

Dr. Bischof: In diesem Fall ist es besser das Kind einer anderen Bezugsperson anzuvertrauen, die es bei seinen Zahnarztbesuchen begleitet. Auch unterstützen viele Kindergärten mit ihren Besuchen im Dentomobil oder bei Patenzahnärzten die Eltern.

Wie geschieht diese Unterstützung?

Dr. Bischof: Jährlich einmal haben alle Kindergärten und Schulen die Möglichkeit ihren Kindern eine kostenlose Kontrolluntersuchung zu bieten. Besonders beliebt bei den Kindern ist das „Dentomobil“, die fahrende Zahnarztpraxis, in der nur kontrolliert, aber nicht behandelt wird.

Werden die Kinder von ihren Eltern begleitet?

Dr. Bischof: Normalerweise nicht. Die Kinder besuchen in kleinen Gruppen zusammen mit ihren Freunden das Dentomobil. So fühlen sich meistens auch ängstliche Kinder sicher und lassen sich mutig ihre Zähne kontrollieren.

Was mache ich, wenn eine Behandlung notwendig ist?

Dr. Bischof: Versuchen sie stets die Angstfaktoren nicht zu betonen. Kinder kommen nicht von alleine auf den Gedanken Angst zu haben. Drohen sie auf keinen Fall mit dem Zahnarzt, vermitteln sie ihn als Helfer.

Trotz aller Bemühungen bleibt der Mund zu. Was soll ich tun?

Dr. Bischof: Geben sie ihrem Kind eine zweite Chance. Vielleicht war die Tagesverfassung nicht gut, die Umgebung zu neu, das Vertrauen noch nicht da.

Wenn auch weitere Chancen nichts bringen?

Dr. Bischof: Versuchen sie es in einer Kinderzahnarztpraxis, die auf die Bedürfnisse der kleinen Patienten besonders abgestimmt ist.

Was unterscheidet diese von einer herkömmlichen Zahnarztpraxis?

Dr. Bischof: Beim Kinderzahnarzt ist alles sehr kinderfreundlich. Das beginnt bei der Größe der Möbel, geht über bunte Kleidung beim Praxisteam, Spielsachen im Warteraum bis hin zu Bildschirmen bei den Behandlungsstühlen.

Was kann ich bei meinem gewohnten Zahnarzt beachten?

Dr. Bischof: Geben sich schon bei der Terminvergabe bekannt, dass ihr Kind möglicherweise etwas mehr Zeit braucht und informieren sie sich über schmerzfreie Behandlungsmethoden.

Welche schmerzfreien Behandlungsmethoden bieten sich für Kinder an?

Dr. Bischof: Angefangen von Hypnose über Mittel zur örtlichen Betäubung bis hin zur Behandlung unter Vollnarkose gibt es viele Möglichkeiten, die mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden müssen.

Sollen Kinder für einen Zahnarztbesuch belohnt werden?

Dr. Bischof: Kleine Belohnungen gibt es meistens vom Zahnarzt. Es ist besser Belohnungen nicht als Druckmittel im Voraus einzusetzen, da dies oft zusätzlichen Stress erzeugen.