Die 6 größten Zahnirrtümer

Die größten Zahnirrtümer

Auch im Zusammenhang von Zähnen und Ernährung gibt es viele irrtümliche Meinungen (siehe Factbox), die sich hartnäckig halten. Dr. Thomas Bischof, Geschäftsführer der Zahnprophylaxe Vorarlberg GmbH. setzt sich mit diesen auseinander.

 

Stimmt es, dass Zahnhygiene nur für den Mund wichtig ist?

Dr. Bischof: Wenn Zähne krank sind, leiden oft auch der restliche Körper und sogar der Geist.

Warum?

Dr. Bischof: Bei Kindern zum Beispiel beeinträchtigen Zahnschmerzen die Konzentration in der Schule. Eiterzähne hingegen können schwerere Krankheiten, wie Rheumatismus, Arteriosklerose, Herzklappenfehler und viele andere im ganzen Körper auslösen.

Haben viele Kinder Karies?

Dr. Bischof: Karies ist die häufigste Kinderkrankheit. Durch die intensive Arbeit der Zahnprophylaxe Vorarlberg konnte Karies schon sehr zurückgedrängt werden, trotzdem leiden noch immer zu viele Kinder an Milchzahnkaries.

Mehr Zucker heißt mehr Karies?

Dr. Bischof: Über die Entwicklung von Karies entscheidet nicht die Zuckermenge, sondern die Zeitdauer, in der Zucker und Zähne aufeinander treffen. Problematisch sind vor allem klebrige Süßigkeiten, die sich nur langsam auflösen und zwischen den Zähnen haften.

Was passiert dann?

Dr. Bischof: Die Zähne sind dann länger den Säuren ausgesetzt, die Mundbakterien aus Zucker bilden. Im Kleinkindesalter sind die Zähne besonders durch ständiges Trinken von süßen Säften gefährdet.

Ist Milchzahnkaries nicht harmlos?

Dr. Bischof: Die Meinung, dass Kinder und Babys ruhig Karies haben dürfen, da Milchzähne ohnehin ausfallen, ist leider weit verbreitet. Milchzähne sind aber wichtige Platzhalter für die bleibenden Zähne.

Schädigt Milchzahnkaries auch die bleibenden Zähne?

Dr. Bischof: Milchzahnkaries kann in seltensten Fällen sogar die Entwicklung der Zahnkronen der bleibenden Zähne schädigen. Ein früher Verlust eines Milchzahns führt aber fast immer dazu, dass der nachfolgende bleibende Zahn zu wenig Platz für seinen Durchbruch findet und das Kind später eine Zahnspange braucht.

Wird unsere Zahngesundheit auch im höheren Alter beeinträchtigt?

Dr. Bischof: Natürlich! Besonders Parodontitis aber auch Karies führen dann zu vorzeitigem Zahnverlust. Das ist sehr schade, denn eigentlich könnten alle Menschen mit ihren eigenen gesunden Zähnen sterben.

Ein weiteres Thema: schadet Osteoporose wirklich nur Rücken und Hüfte?

Dr. Bischof: Osteoporose kann auch das Ende für die Zähne bedeuten, denn diese kann eine Parodontitis beschleunigen. Und so zu frühzeitigem Zahnausfall führen.

Was hilft dagegen?

Dr. Bischof: Neben einer exakten Mundhygiene ist eine ausgewogene Ernährung, die auch zum Kauen anregt, unverzichtbar, um den Mundraum gesund zu halten, denn Knochen und Schleimhäute erneuern sich das ganze Leben lang. Und natürlich die rechtzeitige Osteoporose Therapie.

Verbessern Dritte Zähne die Ernährung?

Dr. Bischof: Das stimmt nicht in jedem Fall. Wenn der Zahnzustand sehr schlecht ist verbessern Prothesen die Kaufähigkeit deutlich. Aber grundsätzlich sind die eigenen gesunden Zähen immer noch das beste Kauwerkzeug!

Im Erwachsenenalter ist aber zumindest Karies kein Thema mehr?

Dr. Bischof: Ganz im Gegenteil. Zwar sind die meisten Zahnflächen auf denen normalerweise Karies entsteht schon repariert, aber oft liegen durch Zahnfleischschwund viele Wurzeloberflächen frei. Diese sind aber ganz besonders empfindlich auf bakterielle Säuren, die Karies verursachen. Durch viele Medikamente wird der Speichelfluss gehemmt und der Mund trockener. Damit steigt auch das Risiko einer Karieserkrankung. Motorische Probleme beim Zähneputzen und durch verändertes Geschmacksempfinden, höherer Zuckerkonsum, lassen in hohem Alter das Kariesrisiko wieder deutlich ansteigen.

 

FACTBOX:

„Die größten Zahnirrtümer“

  • Zahnhygiene ist nur für den Mund wichtig.
  • Mehr Zucker heißt mehr Karies.
  • Milchzahnkaries ist harmlos.
  • Osteoporose schadet nur Rücken und Hüfte.
  • Dritte Zähne verbessern die Ernährung.
  • Im Erwachsenenalter ist Karies kein Thema mehr.